Setting:
H.P. Lovecraft, 20er Jahre, Grusel, Dorfleben, non-nordic
Ich schreibe diese Zeilen, um nicht zu vergessen.
Nicht, dass das Vergessen hier noch jemandem helfen würde.
Blackwater Creek war einst gesegnet – so hieß es jedenfalls. Die Mine brachte Wohlstand, das Gebet brachte Hoffnung, und die Glocke der Kapelle rief uns zur Arbeit wie zum Glauben. Doch das ist lange her. Jetzt stehen die Stollen leer, feucht und schwarz, und der Wind pfeift durch die alten Förderschächte wie ein verlorenes Tier.
Die Felder tragen kaum mehr Frucht. Das Wasser schmeckt fremd. Die Sonne scheint, als wolle sie uns meiden.
Manchmal frage ich mich, ob der Herr uns prüft – oder ob er den Blick längst von uns abgewandt hat.
Es sind kaum noch Menschen auf den Straßen. Jeder bleibt bei sich, murmelt Gebete, schließt ab, wenn der Abend kommt. Selbst die Kinder spielen nicht mehr am Fluss.
Wir sagen, es sei der Nebel, der ihnen Angst macht – dieser schwere, gelbliche Dunst, der nachts aus dem Wald steigt und sich über die Dächer legt. Aber tief drinnen wissen wir: Es ist nicht der Nebel allein.
Vor kurzem begann sie, die Musik.
Leise zuerst, wie ein Traum, kaum mehr als ein Flüstern im Wind – dann deutlicher, fremd, mit einem Takt, der einem das Herz verkehrt herum schlagen lässt. Eine Zirkusmelodie, sagen manche. Ein Jahrmarkt, irgendwo jenseits der Bäume.
Aber dort hinten, hinter dem Wald, ist nichts. Nur Sumpf und altes Gestein.
Seit die Musik zu hören war, ist etwas anders im Dorf.
Die Tiere scheuen. Die Nächte sind zu still. Manche lächeln plötzlich, ohne Grund, als hörten sie etwas, was wir anderen nicht hören können.
Die Glocke der Kapelle läutete gestern von selbst, obwohl der Strick riss vor Wochen.
Ich weiß nicht, was uns erwartet, aber ich spüre, dass etwas kommt.
Etwas, das Blackwater Creek nie wirklich verlassen hat.
